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  • AutorenbildChristine Waitz

Das RAAM Rekord Rennen der Quattra Bavariae

Mittlerweile ist einige Zeit vergangen, seitdem wir die Ziellinie in Annapolis überquert haben. An anderer Stelle habe ich schon geschrieben, dass ich dieses Mal gar keine Worte dafür finde. Woran das liegt? Ich weiß es nicht.


Vielleicht daran, dass der Traum vom RAAM schon so alt ist. In der siebten Klasse hörte ich in einem Referat das erste Mal von diesem Rennen. Ich hatte gerade erst zum Sport gefunden. Das Referat hingegen wurde von einem erfolgreichen Nachwuchssportler gehalten. Nach dem Vortrag war für mich jedoch noch eine Frage unbeantwortet, und genau diese stellte ich ihm: "Fahren dort auch Frauen mit?" Er grinste verlegen, schaute noch verlegner zu Boden, schaute nach oben und antwortete: "Nein, ich glaube nicht, dass dort Frauen mitfahren." Ich könnte die Szene noch heute bis ins Detail illustrieren.  Knapp 17 Jahre später – ich konnte leider noch keine aktuelle Adresse meines ehemaligen Klassenkameraden herausfinden – liegt noch eine Postkarte hier. Darauf steht: "Die Antwort lautet ja! Ja, auch Frauen können 4.800 Kilometer auf dem Rad überwinden!"


Vom Rennen sind, ähnlich wie aus Irland, vor allem bruchstückhafte Szenen in Erinnerung geblieben.

Die sich verändernde Temperatur in der wohl berühmtesten Abfahrt, dem Glass Elevator: Von einem Meter auf den anderen fühlte man sich, als fahre man geradewegs in eine Sauna – die Luft, unbeschreibbar trocken und fast 50°C heiß, die einem bei wohl über 80 km/h wie ein Föhn entgegenbläst.


Der Moment, als unser Auto zum Wechsel bereit stand und ein immenses Gewitter mit Tornadowarnung heranrollte. Nicht nur die Luft, auch die Stimmung schien zum zerreißen gespannt. Abbrechen? Pause einlegen? Risiko? Der Moment an dem klar wurde, dass wir Glück haben sollten, und statt Gewitter ein wohl einmaliges Natur- und Farbenspiel erlebten. Mona flog völlig euphorisch zum Wechsel heran und das ganze Team schien wie beflügelt.


Die Unterhaltung am Rad mit einem Teammitglied eines 8er-Teams, dass sich mit uns duellierte: Die übersprühende Motivation mich zu überholen, aber auch der tiefste Respekt und die größte Hochachtung, die er und sein Team uns entgegen brachten.


Die unerwartete Abfahrt in die ich spontan fahren durfte: Das Follow Car überholte mich, mein Bruder schaute mir aus dem rechten hinteren Fester entgegen, die Haare wehten im Fahrtwind und er nickte mir nur über das ganze Gesicht grinsend einmal zu. Wortlos wussten wir beide, dass ich mich kaum halten konnte vor Euphorie.


Die letzten Stunden: Ich stand zu einem der letzten Wechsel bereit und es begann sintflutartig zu regnen. Das Wasser lief handbreit an mir vorbei den Berg hinunter, ich schrie den Regen an und stürzte mich nur Momente später in halsbrecherischem Tempo dem Führungsauto hinterher. Nicht schlau – und dennoch zögert man keine Sekunde. 

Zahlreiche kleinere Schlaglichter. Momente mit jedem einzelnen Teammitglied, die jeden in seiner Eigenart festhalten. 14 (16)* tolle Menschen, Freunde, die nun ein ganz besonderes Abenteuer auf ganz besondere Art verbindet.


Wie toll/wichtig/faszinierend Gemeinsamkeiten sind, das bewies mein Bruder in seinem ganz eigenen RAAM-Projekt, und ich finde, es passte wunderbar in diesen Kontext. Als wir vor der Abfahrt am Flughafen waren, zog er einen Stapel der Ärmelaufnäher der bayerischen Polizei (er ist Polizist) aus der Seitentasche seines Rucksacks. Wie ich erfuhr, ist es Gang und Gäbe untereinander "Badges" zu tauschen. Auf der Reise zuzusehen, wie er durch Amerika tingelte, auf Kollegen zuging und die Abzeichen tauschte war faszinierend. Die Reaktionen, die ich oft nur aus einiger Entfernung mitbekam, der trotz Fremde und Sprachbarrieren gegenseitige Respekt und der freundschaftliche Umgang – so passend im Rahmen dieses Projekts.

Und so selten im gegenwärtigen Alltag. 


Ja was also soll ich sagen? Vor allem eines: Vielen Dank an 16 großartige Freunde, die allesamt unglaubliche Arbeit geleistet haben und ohne die die Zielankunft und das Sahnehäubchen, der Rekord im Damen 4er Team, nicht möglich gewesen wäre: Nicole, Mona, Steffi und Heike, Meike und Hung, Rainer und Heiko, Bärbel und Markus, Tom, Reinhard, Richi, Markus, Michi und Simone.


Vielen Dank auch an unsere Sponsoren Canada Life, Cocoon, Uvex, Power Bar und alle Crowdfunder, die uns, und das ist alles andere als selbstverständlich, nicht nur bei der Finanzierung dieses Mammut-Projekts unterstützt haben, sondern auch mit Begeisterung verfolgt und motiviert haben.


Ja, was soll ich sagen? Not your usual race report – aber was ist schon normal...

Fotos: Thomas Futterknecht, Richard Treitz



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