Es ist nicht so, dass ich mir unterwegs nicht geschworen hätte, ich würde so etwas nicht wieder machen. Nein, wenn man mit einer Trittfrequenz von gefühlten 30 U/min sich und sein Rad den Berg hochwuchtet, erzählt man sich noch mantraartig "Ich mache das nie wieder!".
Die Haltbarkeit dieses Mantras beträgt allerdings recht zuverlässig die verbleibende Zeit bis zur Ziellinie.
So stand ich also am 9. August wieder am Start des Race Around Austria. Die Bedingungen glichen weitestgehend denen im Vorjahr: Stefan, den ich als Coach betreue, wollte eigentlich mit einem anderen Partner das RAAM fahren. Nicht nur, dass die Anreise zum RAAM verwehrt blieb, auch der Teampartner musste aus gesundheitlichen Gründen seine Teilnahme absagen. Das RAA war also Ersatz-Event und ich wieder Ersatz-Fahrerin. Wieder kannte ich die Teammitglieder wenig bis gar nicht und arbeitsbedingt war meine Vorbereitung erneut eher dürftig. Aber macht ja nichts: Letztes Jahr lief es schließlich hervorragend.
Ultra-Radfahren lässt sich nicht planen
Überzeugt, dass es mir bei gleichen Voraussetzungen wie im letzten Jahr auch gleich gut gehen würde, startete ich in das Rennen.
In aller Kürze: Die Annahme war falsch.
Es stellte sich wieder einmal heraus, dass solche Projekte eben nicht vollständig plan- und berechenbar sind.
Während Stefan mit sensationeller Konstanz seine Turns absolvierte und mit stoischer Ruhe auch durch die schwierigen Abschnitte radelte, musste ich ganz schön kämpfen. Erst recht, nachdem ich Schwierigkeiten bekommen hatte, feste Nahrung aufzunehmen. Ich hangelte mich also von Abfahrt zu Abfahrt – das geht ja auch im Notstrom-Modus – und setzte darauf, dass Cola und Salzstangen ihre Wirkung zeigen würden.
Und tatsächlich wurde es langsam besser. Je näher wir dem Ziel kamen, umso leichter fiel es mir. In der letzten Nacht - wir näherten uns dem Hochkönig, der sich im letzten Jahr als echtes Hindernis erwiesen hatte - lief es dann sogar richtig gut. Stefan und ich revanchierten uns stellvertretend für Gerry und meisterten den letzten großen Anstieg ohne Probleme.
Im Anflug auf das Ziel, mit sogar schnellerer Zeit als im Vorjahr, bremste dann nur ein „Stopp, Christine“ aus dem Funkgerät und ein schepperndes Auto. Knapp 70 Kilometer vor der Ankunft riss bei unserem Begleitfahrzeug ein Keilriemen. Nachdem es noch früh am Morgen war, und das Auto hinter den Fahrern verpflichtend, mussten wir eine knappe Stunde auf unser Wohnmobil warten, das die Begleitung bis ins Ziel übernehmen konnte. Allerdings brachte der Umstand auch mit sich, dass Stefan und ich das letzte Stück der Strecke gemeinsam fahren konnten. Diese immer zähen Kilometer wurden uns erleichtert durch unser Team, das sich später am Morgen am Straßenrand zur Laolawelle aufstellte.
Das Vorher-Nachher-Bild ;)
Keep calm and carry on...
Apropos Team – wenn das Team im Rennbericht zuvor nicht auftaucht, ist das als größte aller Auszeichnungen zu verstehen. Unsere Mannschaft, bestehend aus Thomas und Klaus, Christoph und Fernand und Helmut und Joe, leistete sensationelle Arbeit.
Hektik kam zu keiner Zeit auf. Das ist der entscheidende Punkt, der es uns Fahrern so leicht macht. Die Teamwechsel klappten unglaublich gut, sodass wir nie den Eindruck hatten, mit einer völlig übermüdeten Crew unterwegs zu sein. Und unsere Verpflegung bestand definitiv aus den am schönsten zusammengestellten Pausenbroten, die ich je bekommen habe (Sorry Mom!).
Das Mantra („Dieses Mal wirklich nie wieder!“) reichte also wieder gerade so bis zur Ziellinie. Ziemlich genau dort stand sowieso schon fest, dass unser Teamname „DVAG goes RAAM“ wörtlich zu nehmen ist.
Ich darf Stefan im nächsten Jahr nicht nur als Coach, sondern als Mitstreiterin nach Amerika begleiten.
Danke an Stefan - als Menschen, als Teampartner, als Athlet kann man sich niemand besseren vorstellen.
Danke an das Team mit der Engelsgeduld – im ersten Gang Österreich zu umrunden und auch dann nicht mit der Wimper zu zucken, wenn es offensichtlich nicht so gut läuft, hat mich sehr beeindruckt.
Danke auch an Armin, der mit dem Zurverfügungstellen der nomad performance Lichtbrille wieder Unterstützung für die zähen letzten Nächte leistete.
Charity Aktion
Übrigens gibt es noch einen Grund, warum ich gerne mit zum RAAM fahre: Stefan hat bereits in diesem Jahr eine Spenden-Aktion zugunsten der Hubert und Renate Schwarz Stiftung initiiert. Die Spendenerlöse fließen in eines der Stiftungsprojekte in Tanzania. Dort wird eine Handwerkerschule zur Ausbildung Jugendlicher aufgebaut und unterhalten und leistet wertvolle Unterstützung in Zeiten, in denen Einnahmen aus dem Tourismus besonders unsicher sind.
- Spendenkonto -
Hubert & Renate Schwarz Stiftung
Raiffeisenbank Roth-Schwabach
IBAN: DE 097646 0015 0000 1395 56
BIC: GENODEF1SWR Verwendungszweck "DVAG goes RAAM"
Unglaubliche Leistung, ihr könnt sehr stolz auf euch sein. Mit tollen Menschen, Spaß und Freude am Leben ist alles machbar....
Liebe Christine,
vielen Dank für Deinen tollen Bericht. Du kannst nicht nur gut Vorträge halten, sondern auch Dein Team super motivieren! Danke, dass du spontan und völlig unvorbereitet eingesprungen bist und Stefan sein Abenteuer Race Around Austria fahren konnte: Stefan kann sich keinen besseren Coach als Dich vorstellen und als Team seit Ihr unglaublich stark! Nach diesen Zwischenfällen bzw. Pannen seid Ihr ein unschlagbares Team geworden und ich bin mir sicher, dass Ihr auch die RAAM 2021 schaffen werdet. Danke auch an das Background-Team und Euch ALLEN viel Erfolg und Durchhaltevermögen für 2021!!!
Liebe Grüße
Birgit
Liebe Christine und lieber Stefan,
unglaubluch was Ihr geleistet habt! Ich ziehe den Hut!!!
Toller Bericht👍👍👍
Lg Bettina
Super Team... ohne das läuft nichts 👍👍👍
Woah! Hut ab! Klasse Leistung! Und los gehts zum RAAM!
liebe Grüße
Dagmar
Toller, spannender Bericht. Schön dass ihr trotz Magenproblem und gerissener Keilriemen euer Ziel erreicht habt und schon wieder in der Planung für die nächste große Tour seid.